Nicoline
Cover © Gerstenberg Verlag

Nicoline

24. Februar 2022 Aus Von admin

Nicoline ist eigentlich eine „brave Hauskatze“. Doch irgendwann wird Nicoline unruhig. Sie verlässt das Haus mit den blauen Fenstern und Türen und begibt sich in die Stadt. Sie ist das Draußen-Sein ja nicht gewöhnt und darum hat sie vor so mancher Begegnung mit anderen Katzen Angst. Doch am Hafen trifft sie auf einen streunenden Kater. Stromer und Nicoline verstehen sich gut und kommen miteinander zusammen. Und obwohl Nicoline auch von anderen Katern umworben wird, bleibt sie lieber bei Stromer. Die Zweisamkeit währt jedoch nicht ewig. Denn bald braucht Nicoline Zeit für sich. Sie darum kehrt wieder zurück nach Hause und wird immer runder. Und wer hätte es gedacht? Es dauert nicht lang und schon tollen drei süße Kätzchen durch die Wohnung.

Die Katze Nicoline soll es tatsächlich gegeben haben. Mehr verrät uns die Autorin Anne Kierulf aber leider nicht. Und da es auch kaum Informationen über die Schriftstellerin aus Norwegen und ihr Werk zu finden gibt, bleibt uns nur, über die Illustrationen und Geschichte selbst zu sprechen.

Ruhige Farbstimmung

Die grafische Gestaltung ist sehr sanft und verträumt: Blaue und graue Farbtöne verschwimmen oft ineinander, dazu einige rötliche und gelbliche Pastellnuancen hier und da. Es sind in der Tat wahre Stimmungsbilder. Fast keine Seite kommt ohne die Darstellung von Himmel und Landschaft aus. Sie schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Die Figuren sind naturalistisch gezeichnet. Es macht großen Spaß die Bilder anzusehen. Der Text wirkt an mancher Stelle technisch und wenig lebhaft. Mal hören wir Nicoline sprechen und können ihre Gedanken nachvollziehen, was der Geschichte gut bekommt:

In einem Hinterhof sieht sie ein paar Katzen. Ob die denen ‚guten Tag‘ sagen soll? Ach nein, lieber nicht!“

Nicoline, S.9

Nicoline ist eben eine brave Hauskatze. Darum verwundert es zunächst, warum sie unbedingt raus möchte. Doch dann trifft Nicoline Stromer und wir wissen Bescheid. Die Katze verlässt ihre gewohnte Umgebung, weil sie ihrem Fortpflanzungstrieb nachgeht: Sie ist einfach rollig und hat wohl nichts anderes im Kopf.

Eine stressige Zeit

Dass Katzen in der Phase ihrer Empfängnisbereitschaft nur noch an das eine denken können, ist tatsächlich so. Darum ist diese Zeit für Frauchen*Herrchen ganz schön anstrengend. Aber auch die Katze selbst befindet sich in einem stressigen Zustand: Durch ihren Trieb vergessen Katzen nicht selten aufs Katzenklo zu gehen oder haben oft auch keinen Appetit mehr. Findet die Katze also keinen Partner, kann es für sie auch gesundheitliche Risiken bergen, läufig zu sein. Eine Kastration ist daher sinnvoll, um sowohl ungewollten Katzennachwuchs als auch die Rolligkeit der Katze zu vermeiden.

Nicoline findet aber ihren Partner, Stromer, der selbst ein wild umherstreunender Kater ist. Er verschwindet bald nach der Paarung, Nicoline kehrt wieder heim und ist bald eine alleinerziehende Mutter – auch völlig normal unter Katzen.

Die Erzählung rückt das Verhalten der Katze in den Vordergrund. Über Nicolines Menschenfamilie erfahren wir hier aber nicht viel. Es lässt sich lediglich erahnen, dass die Kätzchen in ein wohlbehütetes Zuhause geboren werden und dort auch willkommen sind. Und das ist ja auch das, was man sich als tierliebender Mensch wünscht.

Das Buch eignet sich gut zum Vor- und Selberlesen. Die Texte sind knapp und anschaulich geschrieben. Es ist eher ein nett geschriebenes Sachbuch statt einer ausstaffierten Liebesgeschichte zwischen zwei Katzen. Das schmälert den Wert des Buchs aber keineswegs. „Nicoline“ ist eben eine nüchternere Form der Geschichtenerzählung und ähnelt in seinem Stil z.B. dem ebenfalls älteren Bilderbuch „Katzennächte“. Die zarten Illustrationen sind auf alle Fälle einen Blick wert.

Originaltitel: „Nicoline og villkatten“ – zu Deutsch: Nicoline und die Wildkatze
Ersterscheinung: 1989 (DE) Gerstenberg Verlag, Hildesheim
32 Seiten, nicht paginiert

Dieses Buch ist nur noch antiquarisch erhältlich.